Unterwegs

Fliegen mit Rollstuhl

Auch Rollstuhlfahrer müssen nicht auf Reisen mit dem Flugzeug verzichten. Allerdings gibt es für sie einige Dinge zu beachten, damit der Flug von Anfang bis Ende reibungslos verläuft. Sie wollen das erste Mal mit Rollstuhl fliegen? Hier klären wir die wichtigsten Fragen, angefangen bei der Vorbereitung bis hin zur Absicherung gegen Schäden an Ihrem Rollstuhl. So erleben Sie keine böse Überraschung und können den Flug entspannt genießen.

Lesezeit: 4 Minuten

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Unterwegs

Fliegen mit Rollstuhl

Auch Rollstuhlfahrer müssen nicht auf Reisen mit dem Flugzeug verzichten. Allerdings gibt es für sie einige Dinge zu beachten, damit der Flug von Anfang bis Ende reibungslos verläuft. Sie wollen das erste Mal mit Rollstuhl fliegen? Hier klären wir die wichtigsten Fragen, angefangen bei der Vorbereitung bis hin zur Absicherung gegen Schäden an Ihrem Rollstuhl. So erleben Sie keine böse Überraschung und können den Flug entspannt genießen.

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In aller Kürze

  • Als Rollstuhlfahrer haben Sie am Flughafen und während des Fluges Anspruch auf kostenlose Unterstützung, zum Beispiel durch einen Rollstuhlservice.
  • Entscheidend für einen erfolgreichen Flug ist, dass Sie rechtzeitig wichtige Details mit Ihrer Fluglinie klären und Ihre Betreuungswünsche äußern.
  • Airlines transportieren auch elektrische Rollstühle. Allerdings gibt es Einschränkungen je nach Art der Batterie.

Die Kosten – wie teuer ist das Fliegen mit Rollstuhl?

Die gute Nachricht ist: Menschen mit Rollstuhl kostet eine Flugreise genauso viel wie andere Passagiere. EU-Richtlinien schreiben vor, dass Sie Anspruch auf kostenlose Hilfe haben, am Flughafen und während des Flugs. Auch Ihr Rollstuhl kostet nicht extra.

Wichtig: Der Anspruch auf Hilfe erstreckt sich nicht auf Unterstützung bei der Einnahme von Essen oder Lebensmitteln. Außerdem müssen Fluggesellschaften Betreuungspersonen nicht kostenlos transportieren. Manche bieten aber ermäßigte Preise an.

Die Vorbereitung – das sollten Sie vorher erledigen

Entscheidend für das Fliegen mit Rollstuhl ist eine gründliche Vorbereitung.

Das heißt vor allem:

  • Kümmern Sie sich frühzeitig um Ihr Flugticket und eine Sitzplatzreservierung.
  • Informieren Sie sich auf den Webseiten der jeweiligen Fluglinie über barrierefreie Angebote, Bedingungen für Rollstuhlfahrer und mögliche Beschränkungen.
  • Rufen Sie direkt bei der Fluglinie an und lassen Sie sich zum Beispiel über den Begleitservice am Flughafen informieren.
  • Melden Sie rechtzeitig Ihren Betreuungsbedarf an.

 

Letzteres können Sie in der Regel über ein Onlineformular tun. International haben sich dafür folgende Codes etabliert:

  • STCR (Stretcher)

Sie müssen liegend transportiert werden.

  • WCHR (Wheel Chair Ramp)

Als eingeschränkt gehfähiger Passagier können Sie ohne Hilfe anderer Treppen steigen, einen Vorfeldbus benutzen und im Flugzeug vom Sitz zu den Toiletten und zurück gelangen. Im Flughafengebäude brauchen Sie Hilfe.

  • WCHS (Wheel Chair Steps)

Sie sind stark gehbehindert und können ohne Hilfe keine Treppen steigen oder einen Vorfeldbus benutzen. In der Fluggastkabine kommen Sie aber allein zur Toilette und zurück.

  • WCHC (Wheel Chair Cabin Seat)

Sie sind gehunfähig und brauchen auch in der Flugkabine Hilfe, um beispielsweise den Weg zur Toilette zu meistern. Einen Sitz mit aufgestellter Rückenlehne können Sie verwenden.

Zusätzlich bitten Fluggesellschaften um weitere wichtige Informationen zu Ihrer Gesundheit. Teilen Sie der Airline zum Beispiel mit, wenn Sie Herz- oder Lungenerkrankungen haben oder thrombosegefährdet sind.

Tipp: Fertigen Sie sich vor Ihrem ersten Flug mit Rollstuhl eine Checkliste an, auf der Sie alle wichtigen Vorbereitungen abhaken können.

Assistenz am Flughafen – für Hilfe ist gesorgt

Zur festen Ausstattung europäischer Flughäfen gehört eine Assistenz beziehungsweise ein Begleitservice für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität. Entweder informiert die Fluglinie den Dienst für Sie oder Sie machen es selbst, spätestens 48 Stunden im Voraus.

Mitarbeiter der Assistenz begleiten und unterstützen Sie am Terminal und bis zum Einstieg ins Flugzeug. Möchten Sie, dass ein Familienmitglied diese Aufgabe übernimmt, benachrichtigen Sie den Flughafen vorher, damit Ihr Helfer ohne Bordkarte bis zum Flieger gelangt. Kümmern Sie sich außerdem um die notwendige Unterstützung am Zielflughafen. Im Regelfall ist Ihnen auch dabei Ihre Airline behilflich.

Tipp: Je nachdem, wann Sie abfliegen, kann es den Abreisetag entspannter machen, wenn Sie und Ihre Begleitperson die Nacht zuvor im Flughafenhotel verbringen.

Was passiert mit Ihrem Rollstuhl?

Es kommt darauf an, zum Beispiel auf die Fluglinie. Wahrscheinlich befördert diese Ihren Rollstuhl aus Platzgründen nicht im Flugzeug, sondern als Gepäck im Frachtraum.

Für den Check-in gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Sie geben Ihren Rollstuhl beim Check-in als Sperrgepäck auf.
  2. Sie nutzen Ihren Rollstuhl bis zum Gate und erhalten spätestens beim Boarding einen Ersatzrollstuhl.

Auch hier gilt: Informieren Sie die Fluglinie vorab über Ihre Bedürfnisse und ihren Rollstuhl, zum Beispiel darüber, ob dieser klappbar ist.

Sonderfall Elektrorollstuhl – darauf müssen Sie achten

Auch mit elektrischen Rollstühlen können Sie fliegen, allerdings nicht mit jedem. Einschränkungen kann es aus Sicherheitsgründen bei Nassbatterien oder nicht auslaufsicheren beziehungsweise unversiegelten Batterien geben.

Außerdem muss der Elektrorollstuhl auf den Flug vorbereitet werden. Dazu gehört, dass lose Teile wie Arm- oder Fußstützen abmontiert, Stromkabel und teilweise auch Batterien entnommen werden. Ausbaubare Lithium-Ionen-Akkus werden als Handgepäck transportiert. Wenn Sie die Airline vorher informiert haben, unterstützt Sie erfahrenes Personal dabei, Ihren Rollstuhl und die Batterien flugfähig zu machen.

Wie funktioniert die Sicherheitskontrolle?

Wie jeder andere Fluggast müssen Rollstuhlfahrer vor dem Abflug durch die Sicherheitskontrolle. Aber Sie müssen Ihren Rollstuhl nicht durch Metalldetektorbögen steuern. Erstens sind diese meist nicht breit genug und zweitens würde das Metall an Ihrem Rollstuhl den Alarm auslösen.

Stattdessen funktioniert die Kontrolle über Abtasten und Handsonden. Da auch Ihr Rollstuhl in Augenschein genommen wird, kann dies etwas dauern.

Einsteigen, Aussteigen und Toilettengang

Normalerweise dürfen Sie als Rollstuhlfahrer ein Flugzeug als Erster besteigen und als Letzter verlassen. Manchmal verhält es sich aber umgekehrt. Um in das Flugzeug zu kommen, gibt es an vielen Flughäfen sogenannte Ambulifts. Im Flugzeug sitzen Sie auf Plätzen speziell für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.

Wenn Sie an Bord auf die Toilette müssen, können Sie je nach Flugzeug und Airline einen sogenannten Bordrollstuhl verwenden, mit dem Sie gut durch die Gänge kommen. Lassen Sie sich dabei vom Kabinenpersonal helfen.

Bitte beachten Sie: Gerade auf Kurzstreckenflügen gibt es nicht immer ein barrierefreies WC an Bord. Erkundigen Sie sich vorher dazu.

Tipp zum Schluss: Versichern Sie Ihren Rollstuhl

Trotz aller Vorsicht kann ein Rollstuhl beim Ein- oder Ausladen beschädigt werden. Damit Sie dann auf der sicheren Seite sind, versichern Sie Ihren Rollstuhl am besten über die Reiseversicherung.

Alternativ haben Sie die Möglichkeit, Ihren Rollstuhl zu Hause zu lassen und sich für die Anreise und nach Ihrer Ankunft am Zielort einen auszuleihen. Ob das sinnvoll ist, hängt aber maßgeblich davon ab, welche Ansprüche Sie an einen Rollstuhl haben.

 

Mit der richtigen Vorbereitung fliegen Rollstuhlfahrer erfolgreich

Zugegeben: Das Fliegen mit Rollstuhl ist ein bisschen aufwendiger als für Personen ohne Mobilitätseinschränkungen. Aber mit einer gründlichen Vorbereitung und unseren Tipps dürfen Sie sich trotzdem auf eine entspannte Reise freuen.

Wichtig ist, dass Sie sich beim ersten Mal ausreichend Zeit nehmen, um alle Details zu klären. Sie werden sehen, schon bei Ihrem zweiten Flug wird sich vieles wie Routine anfühlen.

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